Anna besucht diesmal unseren langjährigen Apfellieferanten – den Demeter-Obsthof Augustin.n Der graue und windige Norden empfängt uns mit einer ordentlichen Portion Regen, als Hendrik und ich frühmorgens in Jork ankommen. Das Dorf liegt im Herzen des Alten Landes – eine Region, die weit über die Grenzen hinaus für ihre Äpfel bekannt ist.
Marketing und Vertriebsleiter Herr Schädlich empfängt uns im Haus von Katrin und Dierk Augustin. Ein Teil des Hauses war früher der Stall. „Menschen und Tiere haben damals direkt nebeneinander gewohnt. Die Tiere waren wie eine natürliche Heizung für das Haus.“ erzählt er uns. Wir setzen uns und lauschen den vielen Apfelweisheiten, die Herr Schädlich mit uns teilt.
“Es gibt Tischäpfel und es gibt Saftäpfel.“
Saftäpfel dürfen nicht zu süß sein. Die Säure im Apfel hilft, den Saft auf natürliche Weise zu konservieren und ist daher sehr wichtig. Da die Augustin Äpfel saurer sind als die aus anderen Regionen, werden sie von Voelkel besonders gemocht.
Draußen regnet es immer noch, aber das macht uns nichts aus. Wir machen einen Spaziergang durch die Plantage. Als wir die relativ kleinen und zarten Bäume, vollbehangen mit Früchten sehen, wundern wir uns.
„Die meisten Menschen denken, dass ein Apfelbaum ein majestätisch großer Baum sein muss und wundern sich dann, warum das in den Apfelplantagen nicht so ist. Das Gegenteil ist der Fall. Ursprünglich ähnelt ein Apfelbaum eher einem Busch. Die großen Apfelbäume gehen auf Züchtungen durch Mönche in Klöstern zurück. Den Mönchen ging es weniger um die Früchte, als vielmehr um eine große Baumkrone. Im Schatten der Bäume ließen sie ihre Schafherden weiden. Bei diesen sogenannten Hochstamm-Bäumen sind die Äpfel sind meist unter vielen Blättern versteckt. Für einen Apfel ist viel Sonne aber wichtig. „Je mehr Sonne, desto besser der Geschmack.“ Wenn er unter vielen Blättern verdeckt ist, dann bekommt er nicht nur weniger Licht, sondern auch weniger Luft.
“Ein Apfel ist wie ein Mensch. Wenn er kalt und nass wird, wird er krank.“
Ein weiterer „Naturtrick“ sind die vielen Wasserkanäle, welche sich durch die Plantage ziehen. „Wasser ist nicht nur wichtig zum Bewässern der Bäume, sondern wir nutzen es auch für eine einzigartige Form des Frostschutzes. Unser Wassersystem erlaubt es uns, noch vor dem Frost die Früchte mit Wasser zu besprühen, so dass nur das Wasser um den Apfel herum gefriert, die Frucht aber selbst geschützt bleibt.“
Auf dem Augustin Hof wird keinerlei Dünger benutzt, sondern ausschließlich Demeter-Kompost. Dieser zielt auf einen aktiven Humusaufbau ab und steigert die Bodenfruchtbarkeit auf natürliche Weise. Den Unterschied kann man sehen: Die Erde unter den Bäumen ist dunkel, duftend und weich. Ideal für gutes Baumwachstum.
Ein Problem sind die umliegenden Plantagen, die nicht biologisch wirtschaften. Herr Schädlich zeigt auf hohe Grasstreifen, die von Blumen und Kräutern durchwachsen sind. „Diese Gräser schützen unsere Bäume vor den Pestiziden, die gegebenenfalls von den konventionellen Nachbarn kommen.“
Neben den Wasserkanälen und Gräsern sehen wir Bienenstöcke und Vogelhäuser. Man könnte meinen, man ist in einem kleinen Naturpark. „Wir müssen die Natur im Gleichgewicht halten. Daher ist uns eine große Vielfalt sehr wichtig. Allein die Grasstreifen enthalten über 65 verschiedene Arten an Kräutern und Pflanzen“.
Schwer beeindruckt fahren wir am späten Nachmittag zurück nach Pevestorf und freuen uns, die Voelkel-Philosophie, die sie auch mit ihren Lieferanten teilen, besser verstanden zu haben.
Eure Anna
Fotos (Hendrik Haase aka wurstsack)